04.06.2020 // Wie ist das gemeint, dass unsere Erfahrungen unser Verhalten steuern?

Stell dir vor, du wurdest als Mädchen geboren. Deine Eltern (oder zumindest ein Elternteil) hat sich aber unbedingt einen Sohn gewünscht. Dadurch hast du vielleicht gelernt:

• Ich bin eine Enttäuschung.
• Ich werde nicht so geliebt, wie ich bin.
• Als Mädchen bin ich nicht erwünscht.
• Ich hätte ein Junge sein sollen.
• Es ist nicht gut, ein Mädchen zu sein.

Kinder brauchen für eine gute Entwicklung bedingungslose Liebe. Unter solchen Voraussetzungen schwierig. Typischerweise macht ein kleines Mädchen jetzt vieles, um doch noch geliebt zu werden.
Das kann zum Beispiel sein:

• Versuchen, den Sohn zu ersetzen, indem Interessen für Dinge entwickelt werden, die als typisch für Jungs gelten
• Sich so kleiden, wie das vermeintlich von einem Jungen erwartet wird
• Alles ablehnen, was vermeintlich typisch für Mädchen/Frauen ist
• „Kumpelqualitäten“ im Umgang mit Männern
• Andere Mädchen abwerten, lieber Zeit mit Jungs verbringen
• …

Daraus entwickeln sich gleichzeitig große Stärken. Die Frage ist nur, ob das konkrete Verhalten in einer bestimmten Situation dem eigenen Wunsch und Bedürfnis entspricht, oder eher auf „Autopilot“ vermeintliche Erwartungen erfüllt.
Das tragische daran ist, dass das kumpelhafte und eher männliche Verhalten nichts ändert. Das Mädchen ist weiter ein Mädchen. Es hat aber gelernt, dass das nicht gut ist.
Die gelernten Muster können auch im Leben der erwachsenen Frau weiter aktiv sein und sie daran hindern, wirklich glücklich zu sein.

Das ist gemeint, wenn ich davon spreche, dass deine Erfahrungen dein heutiges Verhalten steuern.

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